Adolf Trendelenburg.
33
Zum Gedächtnis Ariedrichs des Großen.
Über Namen und Begriff des Großen.
(Vortrag, gehalten in der Akademie der Wissenschaften am 30. Jan. 1851.)
Adolf Trendelenburg, Kleine Schriften. Leipzig, Hirzel.
Am Schlüsse des Jahres 1745 zog König Friedrich Ii., nachdem
er durch den Frieden zu Dresden den zweiten schlesischen Krieg be-
endet hatte, in Berlin ein. Friedrich hatte in dem Feldzug die kühne
Schlacht von Hohenfriedberg geschlagen, den Angriff der feindlichen
Übermacht bei Sorr abgewehrt, er hatte durch eine rasche Wendung,
indem er dem Feinde zuvorkam und den Krieg nach Sachsen spielte,
die schon bedrohte Hauptstadt gerettet und nun im Frieden das neu er-
worbene Schlesien behauptet. Da wurde Friedrich, der jugendliche Held,
im Gesänge der aufgestellten Schüler, wie im Zuruf des Volkes zuerst
mit dem Namen des Großen begrüßt, und dieser Name ist ihm bis
heute geblieben.
Die Geschichte hat nicht selten denselben Beinamen denjenigen wieder
abgestreift, welche die augenblickliche Bewunderung der Zeitgenossen damit
bekleidet hatte.
Den sünfundzwanzigjährigen Pompejus, der über den Numider-
könig triumphierte, nannte Sulla, der Diktator, den Großen und die
ganze Volksversammlung wiederholte den Namen. Obwohl noch Cicero
in der Rede für den Milo den Pompejus mit gehobener Stimme „du
Großer" anredet, so tragen jetzt doch nur noch seine Münzen diesen
Namen. Die Geschichte löschte ihn in dem Sinne wieder aus, in
welchem sie sonst diese Benennung zu verstehen pflegt. Ihr waren für
eine solche Bezeichnung Siege nicht genug, am wenigsten die Siege des
später von dem größern Caesar besiegten Feldherrn.
Es gab eine Zeit, da Frankreichs Dichter und Geschichtschreiber
dem König Ludwig Xiv. den Namen des Großen beilegten, und in
den Denkwürdigkeiten von Brandenburg folgt noch König Friedrich Ii.
ihrem Beispiele. Es erscheint dadurch in der Parallele, die Friedrich
zwischen den beiden Zeitgenossen Ludwig dem Großen und dem Kur-
fürsten Friedrich Wilhelm zieht, der große Kurfürst desto größer. In-
dessen schon Friedrich sagt mit Recht: „die Größe Ludwigs war das
Werk seiner Minister und Generäle, aber das Heldentum des Kurfürsten
gehörte nur ihm selbst." Als später das sittliche Elend, das Ludwigs
Zeitalter in sich getragen, zu Tage kam und wie eine böse Saat auf-
ging, da verblich allmählich der Goldglanz dieser Ehre.
In Frankreich und selbst über dessen Grenzen hinaus hatte die
M. Herrschte, Deutsche Prosa. Z
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Extrahierte Personennamen: Adolf_Trendelenburg Adolf Adolf_Trendelenburg Adolf Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich Hohenfriedberg Friedrich Friedrich Sulla Sulla Ludwig_Xiv Ludwig Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich Ludwig_dem_Großen Ludwig Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich Größe_Ludwigs Ludwigs Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Hirzel Dresden Berlin Sachsen Frankreichs Brandenburg Frankreich
Vom Geist der Geschichte.
17
positiven Rechts nach Staats planen; und auch sie wird in Befolgung
dieser oft sehr warm. Wohl des Vaterlandes, Ehre der Nation
wird in ihr das Feldgeschrei und bei trüglichen Unterhandlungen die
Staatslosnng. Die Athener, die Römer — was rechneten sie nicht
zum Wohl ihres Vaterlandes, zu ihrem Ruhm, mithin zu ihrem
Recht? Was erlaubten sich der Papst, die Clerisei, die christlichen
Könige nicht zum angeblichen Wohl ihrer Reiche? Erzählt die Ge-
schichte dies alles gleichgültig, oder gar zutrauend, glaubend, so gerät
man mit ihr in ein Labyrinth der verflochtensten, widrigsten Staats-
interessen, persönlicher Anmaßungen und Staatslisten. Ein großer Teil
der Begebenheiten unsrer zwei letzten Jahrhunderte, die sogenannten
Denkwürdigkeiten (memoires), Lebensbeschreibungen, politische Testamente
sind in diesem Sinn, dem Geist Richelieus, Mazarins, und früher
noch Karls V., Philipps Ii., Philipps des Schönen, Ludwigs Xi.,
Xiii., Xiv., kurz im Geist der spanisch-französischen Staatspolitik ge-
schrieben. Ein fürchterlicher Geist, der sich zum Wohl des Staats,
d. i. zum Ruhm und größeren Macht der Könige, zur Sicherheit und
Größe ihrer Minister alles erlaubt hielt! In welcher Geschichte er
durchblickt, schwärzt er das Glänzendste mit dem Schatten der Eitel-
keit, der Truglist, der Anmaßung, der Verschwendung. Vergessen ist
in ihm die Menschheit, die nach ihm bloß für den Staat, d. i. für
Könige und Minister lebet.
Allgemach sind wir auch diesem Nebel entkommen; aber ein anderes
Glanzphantom steigt in der Geschichte auf; nämlich, die Berechnung
der Unternehmungen zu einer künftigen bessern Republik,
zur besten Form des Staats, ja aller Staaten. Dies Phantom
täuschet ungemein, indem es offenbar einen edleren Maßstab des Ver-
dienstes in die Geschichte bringt, als den jene willkürliche Staatspläne
enthielten, ja gar mit den Namen Freiheit, Aufklärung, höchste Glück-
seligkeit der Völker blendet. Wollte Gott, daß es nie täuschte! Die
Glückseligkeit eines Volkes läßt sich dem andern und jedem andern
nicht aufdringen, ausschwätzen, aufbürden. Die Rosen zum Kranze der
Freiheit müssen von eigenen Händen gepflückt werden, und aus eigenen
Bedürfnissen, aus eigener Lust und Liebe froh erwachsen. Die sogenannt
beste Regierungsform, die unglücklicher Weise noch nicht gefunden
ist, taugt gewiß nicht für alle Völker auf einmal, in derselben Weise; mit
dem Joch, ausländischer übel eingeführter Freiheit würde ein fremdes
Volk aufs ärgste belästigt. Eine Geschichte also, die bei allen Ländern
ans diesen utopischen Plan nach unbewiesenen Grundsätzen alles be-
rechnet, ist die glänzendste Truggeschichte. Ein fremder Firnis, der
den Gestalten unsrer und der vorigen Welt ihre wahre Haltung,
selbst ihre Umrisse raubet. Viele Schriften unsrer Zeit wird man
M. Henschke, Deutsche Prosa. 2
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
192
ich bin vil wol ze viure körnen,
mich hat dag riche und ouch diu kröne an sich genomen.
wol ftf, swer tanzen welle nach der gigen!
mir’st miner swaere worden buog: 10
alrerste wil ich ebene setzen minen fuog
und wider in ein höchgemüete stigen.
16. Der Magdeburger Hoftag zu Weihnacht 1199.
Walther schildert uns „in einem farbenhellen Gemälde, den altdeutschen auf
Goldgrund ähnlich, den Kirchgang Philipps mit seiner Gemahlin."
(Uhland.)
Hg gienc eins tages, als unser her re wart geborn
von einer maget, dier im ze' mnoter hâte erkorn,
ze Megdeburc der künec Philippes schöne.
da gienc eins keisers bruoder und eins keisers kint
in einer wat, swie doch der namen drîe sint: 5
er truoc des riches zepter und die kröne.
er trat vil Ilse, im was niht gach,
im sleich ein höchgeborniu küniginne nach,
rös’ âne dorn, ein tube sunder gallen.
diu zuht was niener anderswä: 10
die Düringe und die Sahsen di enden also da,
dag eg den wlsen muoste wol gevallen.
8 riche u. kröne, König Philipp. 10 swaere, Not, Bedrängnis, der buog,.
Besserung, Abhilfe. 11 alrerste = allererste, jetzt erst; vgl. alrest, S. 188, V. 1.
ebene, eben, bequem, ruhig, sicher. 12 dag hochg-emüete, gehobene Stimmung.
2 dier = die er. ini, sich. 3 Philippes = Philippus, schöne, in feierlichem Auf-
zug. 4 bruoder, Heinrichs Vi. kint, Friedrichs I. 5 diu wat, Gewand, Kleidung,
der nainen drie: Kaisers Sohn, Kaisers Bruder, selbst Kaiser. 7—8 lise treten,
slichen, leicht auftreten, gelassen gehen, gemessen, würdevoll einherschreiten (heftige
Bewegungen widerstritten der höfischen Sitte). 8 höchgeborn, von vornehmer Ab-
kunft : Philipps Gemahlin, eine Tochter des byzantinischen Kaisers Isaak Angelus; sie
hieß Irene, nahm aber in Deutschland den Namen Maria an und wurde hier wegen
ihres edeln Wesens hoch verehrt. 9 Bezeichnungen, die der Marienkultns für die hl-
Jungfrau aufgebracht hatte. diu galle, als Sitz des Zornes und der Bosheit ge-
dacht. 10 zulit, Wohlgezogenheit, feines, höfisches Benehmen. niener — ulender»
nirgend. 11 dienden, verrichteten Hofdienst.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Walther Philipps Philipps Ilse Philipp Philipp Heinrichs Heinrichs Friedrichs_I. Philipps Philipps Isaak Isaak Irene Maria
Extrahierte Ortsnamen: Philippus Friedrichs Deutschland
— 50 —
Bitteres lides. So uue hin hio thes libes!
Bitteres Trankes. So weh ihnen je des Leibes (—Lebens)!
Giloböt 8i thiu godes kraft! Hluduig nuarth sigihaft; 55
Gelobet sei die Gottes Kraft! Ludwig ward sieghaft;
loh allen heiligen thaue! Sin nuarth ther sigikamf.
Und allen Heiligen Dank! Sein ward der Siegkampf.
Uuolar ahur Hluduig, Kuning uuigsälig!
Wohl (Heil) aber Ludwig, König kampfglücklich!
So garo, 808er hio uuas, So uuär söses thurft uuas,
So gar (bereit), so(wie) er je war, wo auch immer dessen Bedarf war,
Gihalde inan truhtin Bi sinan ergrehtin. £9
Erhalte ihn (der) Herr bei (in) seiner Gnade.
E. Mittelhochdeutsche Sprachdenkmäler.
a) Epische Dichtungen.
a) Msmwge Epik.
Das Nibelungenlied.
Das Nibelungenlied ist das eigentliche nati onale Heldengedicht des
deutschen Volkes: in ihm sind nicht nur die schönsten und bedeutendsten
Sagen unserer Nation zu einer großartigen künstlerischen Einheit verschmolzen,
in ihm hat anch deutsche Art und Sitte, besonders deutsches Heldentum die
schönste dichterische Ausprägung und Verklärung gefunden, so daß es der
treueste Ausdruck germanisch-deutschen Denkens und Fühlens in dichterischer Form
genannt werden muß. Entstanden ist es auf Grund von Einzelliedern um 1200
im österreichischen Staminesgebiet, vielleicht in Steiermark. Auf uns gekommen
sind etwa dreißig Handschriften, von denen jedoch nur drei die Dichtung
vollständig bieten. Sie sind wohl alle schon Überarbeitungen der nicht auf
uns gelangten Urschrift und heißen: A die Münchener, B die Sankt-Galler
und 0 die Donaueschinger Handschrift. V.
V. 54: clag lick, Obstwein, Wein, Trank. V. 57: uuolar — iiuola, r gegen den
Mißklang eingeschoben. V. 58: 80 uuür 80868 — so hwär söse (soso, soso) es
(so wo so dessen), wo auch immer, von hwär, wär, wä, wo. V. 59: truhtin, von trübt,
Schar, Kriegsschar (woher wohl anch truhsaggo, truhtsaege, Truchseß), Herr, in der
christlichen Dichtung meist von Gott gebraucht, diu ergrehti = ere-grehti (zu era
und gi-reht), „Ehrengerechtigkeit", Barmherzigkeit, Gnade; doch auch Herrlichkeit, über-
setze entweder: „bei (in) seiner Gnade" oder: „um seiner Herrlichkeit willen".
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwig Gott
248
schwerlich enthalten, undt weß das Hertz voll ist, geht der mundt leicht
über. Mir kompt die Trawerigkeit noch schwerer ahn alß ein anders,
denn mein hertzlieb ma tante weiß woll, daß ich es nicht von natur
bin, allein wenn einen das Unglück so aufs allen seiten überheufft
kan man doch nicht lassen, solches zu empfinden, Kaum hatte ich mich
über des armen Carllutz*) todt ein wenig erholt, so ist das erschreckliche
und erbärmliche ellendt in der armen psaltz ahngangen, undt waß mich
ahm meisten daran schmertzt, ist, daß man sich meines nahmens gebraucht,
umb die arme leutte ins eußerste Unglück zu stürtzen, undt wenn ich
darüber schreye, weiß man mir gar großen undanck und man protzt mit
mir drüber. Sötte man mir aber das leben darüber nehmen wollen,
so kan ich doch nicht lassen zu bedauern undt zu beweinen, daß ich so
zu sagen meines vatterlandts Untergang bin undt über daß alle des
Lhurfürstens meines Herrn vatter seeligen sorge undt mühe ausf einmahl
so über einen Haussen geworffen zu sehen ahn dem armen Manheim.
Ja ich habe einen solchen abschew vor alles so man abgesprengt hatt, daß
alle nacht, sobaldt ich ein wenig einschlafse, deucht mir, ich sey zu heydel-
berg oder zu Manheim undt sehe alle die Verwüstung, und dann fahr
ich im schlaff ausf und kan in 2 gantzer stunden nicht wieder ein=
schlaffen; dan kompt mir in sinn, wie alles zu meiner zeit war, in
welchem stand es nun ist, ja in welchem stand ich selber bin, undt
dann kan ich mich des flenens nicht enthalten. Was mich noch schmertz-
lich ist, ist, daß der König just gewahrt hatt, um alles ins letzte ellendt
zu bringen, bis ich vor heydelberg und Manheim gebetten; und noch
dazu nimbt man übel, daß ich betrübt drüber bin, aber ich kans warlich
nicht lassen undt es ist mir unmöglich, daß ich diß alles erzellen kan. . . .
Ich habe auch woll gedacht, daß unsserer gutten Königin in Spanien**)
todt E. £. zu hertzen gehen würde; ich kans auch noch nicht verdauen,
undt ob ich zwar nach dem exempel aller I. M. nahen und hohen verwanten
jetzt wider bey allen divertissementen bin, so komme ich doch eben so
trawerig wider davon, alß ich dazu gangen bin, undt nichts kan mich
divertiren von meiner unlust. . . .
Kber ich will L. £. nicht lenger mitt meinen melancholischen gedancken
unterhalten undt von waß anders reden. L. £. werden ohne zweiffel
all wissen, daß der König in Lngellandt nicht mehr hier ist. Mß ich
von I. M. abschidt nahm, befahlen sie mir, C. £. Dero compliment zu
machen undt zu sagen, daß er jetzt so viel zu thun hette, daß er C. £.
unmöglich schreiben könte. Wenn man den guten König sicht und spricht,
jammert er einen zwar sehr, denn er scheint die gutheit selber zu sein,
allein es kan einen nicht wunder nehmen, v. ^ß ihm widerfahren ist, was
wir jetzt sehen. Die Königin aber scheindt viel verstandt zu haben und
gefehlt mir recht woll. Der printz de Gales ist gar ein artig kint,
*) (Ein Stiefbruder der Herzogin.
**) Tochter ihres Gemahls aus erster The.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
214
ix. Ludwig xiv. und der große Churfürst.
1. Die absolute Monarchie ist nach Beendigung der 36 jährigen Kämpfe
mit den Prinzen vom Geblüte (der Guisen, Montmorency, Bourbon und
Ehatillon), die zugleich Religionskämpfe waren, durch keine Parteiung der
Großen mehr beschränkt, und Ludwig Xiv., welchem Richelieu in allen
Stücken vorgearbeitet hat, hebt die unumschränkte Königsmacht auf den
Gipfel, wodurch er das Vorbild aller damaligen Fürsten wird und Frank-
reich zum tonangebenden Staat von Europa macht.
2. Während Frankreich einen solchen Herrscher hat, bekommt Deutsch-
land eben so viele, als reichsunmittelbare Herren vorhanden sind: unter diesen
aber hebt sich Friedrich Wilhelm zur größten Macht empor, der Schöpfer
des preußischen Staates. Er that, was der Zeitgeist ihm eingab, und konnte
sich dabei ein Muster an Frankreich und Holland nehmen.
3. Die Wirksamkeit Ludwigs und Friedrich Wilhelms trifft aber
besonders in folgenden Punkten zusammen:
а. Unterdrückung der mittelalterlichen Stände (des Parlaments)
und Ausübung unumschränkter Selbstherrschaft.
d. Vermehrung der Staatseinkünfte durch Beförderung des
Handels und der Gewerbe, Hebung der Landescultur u. s. w.,
aber auch durch erhöhte Auflagen und Reform der Finanzen.
Colbert. Accise.
б. Schöpfung einer Achtung gebietenden Heeresmacht und mittelst
dieser bedeutende Gebietserweiterungen. Gute Feldherren
und berühmte Siege.
ä. Schöpfung einer Marine und Versuche auswärtiger Nieder-
lassungen.
e. Begünstigung der Künste und Wissenschaften in Frankreich,
Hebung des Unterrichts und der Erziehung in Deutschland.
Gymnasien in Berlin rc.
f. Religiosität bei Aberglauben. Aufhebung des Edicts von
Nantes. Ausnahme der Vertriebenen in Brandenburg.
Hepenverbrennung hier.
x. Freundespaare.
1. Die Geschichte ist nicht reich an Beispielen treuer, inniger Freund-
schaften. Der Grund davon ist die Rivalität. Eurip. Androm. 471.
Tsy-Tovolv & viivov ovvegyazcav dvolv Eqiv Movaai Cpii-Ovol
xqüiveiv u. s. w. Rückert, Brahm, 450, 67.
2. Es gehört dazu besonders dreierlei:
a. Daß die Freunde einerlei Streben oder einerlei Beruf haben.
b. Daß sie dabei doch nicht einerlei Gaben haben, so daß sie sich
gegenseitig ergänzen können.
o. Daß der Eine dem Anderen, dessen Ueberlegenheit anerkennend,
freiwillig sich unterordnet.
3. Von diesem Standpunkte aus betrachte man folgende Freundespaare.
A. Achill und Patroklos: vgl. Ii. 7/, 467. 649—653.
670.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig Montmorency Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwigs Ludwigs Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Eqiv_Movaai_Cpii-Ovol Brahm
Extrahierte Ortsnamen: Frank- Europa Frankreich Frankreich Holland Frankreich Deutschland Berlin Nantes Brandenburg Tsy-Tovolv
Ncidhart.
93
des wirt gezalt
din lop an manigem lande.
*
Got, von dir reden, got, von dir sagen
kan in diu herzen minne tragen
und kan versagen
unminne ir süezen porte.
Got, von dir reden, got, von dir sagen
kan in diu herzen schoene tragen
und kan dich wagen
mit manigem süezen werte.
Got, von dir reden, got, von dir sagen
kan herzen fröide machen;
got, von dir reden, got, von dir sagen
kan rihten üf der saelden wagen,
der uns sol tragen,
da man sol iemer lachen.
Got, von dir reden, got, von dir sagen
kan trüren uz den herzen jagen
und kan drin tragen
des heiligen geistes minne.
Got, von dir reden, Got, von dir sagen
lert dine hören marter klagen
und lert si tragen
ze herzen und ze sinne.
Got, von dir reden, got, von dir sagen
ist wol halp himelriche:
got, von dir reden, got, von dir sagen
lert uns ze himelriche jagen:
ez wart nie sagen
so rehte minnecliche.
Got, von dir reden, got, von dir sagen
da mite wirt diu Sünde erslagen,
und kan verjagen
den tiefel in die helle.
Got, von dir reden, got, von dir sagen
kan dinen höhsten tröst bejagen
und kan zuo tragen
den herzen guot gevelle.
Got, von dir reden, got, von dir sagen
ist wunne ob aller wünne.
ez tuot daz herze in fröiden wagen,
die reinun sele nach dir klagen;
so schöne ertagen
kanstu menschlichem könne.
*
Swer gotes minne wil bejagen,
der muoz ein jagendez herze tragen,
daz niht verzagen
kunne üf der jagunden weide;
Er muoz ouch beides krefte hän,
wil er die reinen minne van,
und vaste stän,
ringen, striten; diu beide
Diu muoz er haben naht und tac
nach der gewihtun minne;
si gät niht sinkende in den sac,
wan (man) muoz si twingen in den hac
sieht unde strac
mit reinem staetem sinne.
Diu gotes minne ist höchgemuot,
da bi diemüetig unde guot;
swer niht entuot,
als er sol gegen der minne,
Dem wirt si niemer rehte kunt,
noch minneclicher wunden wunt
ze keiner stunt
wirt er in sinem sinne.
Si ist also saeleclich gemuot,
daz si wil offenbaere
sin in dem herzen das höhste guot
und daz aller liebste herzebluot:
swer des niht tuot,
der muoz ir sin unmaere.
Dien gotes minne fremde sint,
die sint mit liebten ougen blint:
diu selben kint
diu heizent kint der erde.
Die aber gotes minne hänt,
diu kint sint gotes kint genant
über elliu lant
mit minneclichem werde.
Ir berndiu vruht hat bernden regen
und himeltouwes siieze;
ob in so sweht der gotes segen,
der ir kan zallen ziten pflegen:
daz er uns wegen
zen höhen fröiden miieze!
Swen gotes minne nie getwanc,
nie der in höhen fröiden ranc,
noch guot gedanc
im nie gewurzet inne.
Swer gotes minne nie bevant,
der ist als ein schate an der want,
dem unerkant
ist leben, witze unde sinne.
Swem gotes minne nie besaz
den sin noch daz gemüete,
der ist der genäde ein ital vaz,
blint ist sins herzen Spiegelglas,
sin lip ist laz
gein aller saelden blüete.
Neidhart.
War ansässig in Baiern, machte einen Kreuzzug mit,
kam uni 1230 zu Herzog Friedrich von Oestreich und starb
in Wien. An ihn knüpft sich die sogenannte höfische
Dorfpoesie, welche sich dem gewöhnlichen Volksleben
anschließt.
Zum Frühuiigsreihen.
Der walt stuont alle grise
vor sne und ouch vor ise:
der ist in liehter varwe gar:
nemt sin war,
stolziu kint,
und reiet, da die bluomen sint.
Uf manigem grüenem rise
| hört ich siieze wise
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Oestreich Friedrich
98
Freidank's Bescheidenheit.
derz allez wol erahten wil,
si kabent nach gelîchez zü.
swer nien hat, dem nimt man niht,
dem riehen man vil abe briht.
der riebe durch sin eigen guot
muoz dicke haben trüeben muot,
urliuge, zorn und grözen baz:
im waer der âne übte baz.
der rieb durchz guot muoz vil vertragen:
wil erz ave vertragen niht,
leit im amme guote geschiht.
V. 9000.
Der kan grammaticä wol,
der rebte lebet als er soi.
ob er niht rebte sprechen kan,
so ist er doch ein wise man.
Der kan dialeticâ ze relit,
der an guoten dingen ist siebt,
und sich vor lugen hüeten kan,
daz er niht triege eiun andern man.
Der kan rbetoricä garwe,
der mit der einvalte varwe
verwen sine rede kan :
wizzet, daz er ist ein wise man,
ob er ez tuot än boesen bst,
so weiz ich daz er wise ist.
Der kan géométrie wol,
der nimêre tuot danner soi,
und der niht minner ze tuon muot
danne er von rebte tuot.
Swer arismeticä kunnen wil,
der sol âne zal harte vil
guotes tuon näch siner mäht
beidiu tac unde nabt.
Der kan die musicä ze reht
der sin leben so machet siebt,
daz er machet siner worte döne
mit den werken eben bellen schöne.
Ir soit wizzen daz der man
wol astronomie kan
swer sich zieret mit der tugent
Sterne an alter und an iugent.
Freidank's Bescheidenheit.
Freibank ist ein angenommener Name; man vermuthet darunter Walther von der Vogelweibe. Das Gedicht
wurde verfaßt 1229; es enthält Sprüche und Betrachtungen aus allen Lebensverhältnigen. Das Wort Beschei-
denheit bezeichnet so viel als Besonnenheit und rechtes Maß im Denken und Handeln.
Ich hin genant bescheidenkeit,
diu aller tugende kröne treit:
mich bât beruhtet Yridanc,
ein teil von sinnen, die sint kranc.
Gote dienen âne wanc
deist aller wisbeit anevanc.
Swer umbe dise kurze zit
die ewigen vröude gît,
der bât sich selben gar betrogen,
mit zimbert üf den regenbogen.
swenn der regenboge zergät,
sone weiz er wä sin kûs stât.
Swer die sêle wil bewarn,
der muoz sich selben lazen varn.
swer got minnet als er soi,
des herze ist aller tugende vol.
Swer âne got sich wil begän,
der mac niht staeter êren hân.
Swer got niht vürhtet alle tage,
daz wizzet, deist ein rebter zage.
8welch mensche lebet in gotes geböte,
in dem ist got und er in gote.
Got hoebet alle giiete
und nideret böcbgemüete.
Gote ist niht verborgen vor,
er siht durch aller herzen tor.
Ez si übel oder guot,
swaz ieman in der vinstrin tuot
Eingang.
odr in dem herzen wart erdäht,
daz wirt doch gar ze liebte bräkt.
Al diu weilt lôn enphät
von gote, als si gedienet liât.
Yil selten ieman missegàt,
swer sîniu dinc an got verlät.
Wir suln mit allen sinnen
Got vürhten unde minnen.
Der werlde drö und ir zorn
ist bin ze gote gar verlorn:
man muoz im vlêken unde biten,
er vürhtet niemans unsiten.
Diu allerkleinste gotes geschaft
verteilet aller werlde kraft.
Got geschuof nie bahn sô swacben,
den ieman muge gemachen :
der engel, tiuvel, noch der man,
ir keinz einen vlöcb gemachen kan.
Got bât allen dingen gehn
die mäze, wie si selten lebn.
Got uns bezzer mâze gît
danne wir im mezzen zaller zit.
die liute snident unde maent
von rebte, als si den acker saent.
Got kan uns gerillte gehn
als wir tuon und als wir lebn.
Got richtet nach dem muote
ze übele und ze guote:
ein ieglicber lôn enpbât
dar nâcb als im sin herze stât.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp]]
159
leichr sprang Lady Marie jetzt auf, zog den kleinen Engel zu sich herüber,
und nun, sogleich von Allen umfaßt, stand sie wie die Göttin der Liebe und
Freude da.
Die reichen braunen Locken zurückschüttelnd, richtete sie das Haupt empor;
da erblickte ihr Auge den Lord am Ende des Altans ihnen gegenüber in
stiller Anschauung vertieft, und nachdem sie ihn einige Augenblicke betrachtet,
streckte sie die schöne Hand, nach ihm deutend, aus, und rief: „Siehe da,
Lord Richmond!"
Aus „St. Roche."
(Don derselben Verfasserin.)
(Leonin, der einzige Sohn des französischen Marschalls, Herzogs von
Crecy, hatte sich, von seinen Eltern auf Reisen geschickt, in Schottland mit
der liebenswürdigen Tochter eines Landgeistlichen vermählt, und seine junge
Frau nach seinem Stammschlosse St. Roche geführt, während er selbst zu
seinen Eltern nach Paris reiste. Seine stolze Mutter weigerte sich, die Ehe
anzuerkennen, und zwang den schwachen Sohn zu einer andern Heirath mit
einer Hofdame der Königin von Frankreich, Gemahlin Ludwig's Xiv.,
Fennimor. Jene erste Frau, der dies nicht verborgen bleiben konnte, starb
vor Gram, und hinterließ einen äußerst liebenswürdigen Sohn, Reginald,
der unter dem Namen eines Chevalier von St. Roche von dem Abbe Fenelon
auserzogen wurde. Bei demselben erhielt auch Ludwig, der einzige Sohn
Leonin's aus seiner zweiten Ehe, seine Erziehung. Beide Jümstinge liebten A
einander schwärmerisch, ohne zu wissen, daß sie Brüder wären. Endlich er-
fuhr Reginald durch eine alte Dienerin, die in St. Roche lebte, wer sein
Vater, daß Ludwig sein Bruder, und daß er eigentlich der rechtmäßige Erbe
der Crecy'schen Güter sei. Er bat Ludwig, ohne die Entdeckung ihm mit-
zutheilen, mit ihm nach St. Roche zu reisen, in der Absicht, ihm hier an
dem Grabe seiner Mutter Fennimor zu erzählen, was er über seine Familien-
verhältnisse erfahren habe. Diese Mittheilung erfolgte schon unterwegs aus
der Reise nach St. Roche, und statt die Brüder zu entzweien, diente sie nur
dazu, die Bande der Liebe und des Vertrauens noch fester zu knüpfen.)
Mitternacht war indessen vorüber, als sie die gelichteteren Stellen des
Waldes, die das (alte, von Katharina von Medicis benutzte) Schloß St.
Roche erkennen ließen, erreichten. Der Regen hatte aufgehört, aber der
Sturm wälzte sich heulend und mit furchtbarer Gewalt über den zitternden
Boden. Die jungen Leute hatten den Wagen verlassen; sie wollten sich selbst
den Eingang zum Schlosse suchen; denn ihre Diener hatten mit den er-
schöpften Pferden zu thun, und der Wegweiser erklärte, daß er um keinen
Preis das alte Geisterschloß betreten würde, und that Alles, was seine plumpe
Ueberredungsgabe vermochte, die jungen Herren gleichfalls davon abzuhalten.
„Herr, Herr!" sprach er, „das ist ein Unglückshaus; noch Niemand hat
es unbeschädigt verlassen; die Meisten fanden ihr Grab darin, und litten
vorher viele höllische Qualen. Räuber sollen auch darin hausen! Und was
Wunder — seit St. Albaus, der alte Kastellan, verstorben ist, steht Alles
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Lady_Marie Crecy Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Katharina_von_Medicis
Extrahierte Ortsnamen: Richmond Schottland Paris Frankreich
294
Vi. Bilder aus der Geschichte des Vaterlandes.
Verweigere man die Annahme dieser Bedingungen, so drohte Louvois,
die Stadt zu erobern, plündern und verwüsten zu lassen.
Hilse vom Reiche war nicht zu erwarten. Deutschland war zu
schwach geworden, und im Osten drohten die Türken. So mußte sich
Straßburg ergeben. In der Nacht vom 29. ans den 30. September 1661
wurden die Bedingungen ausgearbeitet, unter denen Straßburg französisch
werden sollte. Noch an demselben Tage erfolgte die Besetzung der Stadt;
wenige Tage darauf leistete der Rat den Eid der Treue. Am 23. Oktober
hielt Ludwig Xiv. seinen Einzug.
Jetzt fehlte den Franzosen nur noch der Teil von Lothringen, wo
die Herzöge ihre alte Herrschaft ausübten. Um das Jahr 1730 brach
der polnische Erbfolgekrieg aus, in dem es sich darum handelte, ob der
Kurfürst von Sachsen oder der frühere polnische König Stanislaus
Leszinsky König von Polen werde. In diesem Kriege trat der franzö-
sische König Ludwig Xv. auf Seite des Polen Stanislaus Leszinsky,
seines Schwiegervaters, und kämpfte für ihn gegen Österreich. Nach
Beendigung des Krieges wurde ausgemacht, daß Stanislaus Leszinsky
auf Polen verzichte, dafür aber das Herzogtum Lothringen erhalte, das
nach seinem Tode an seinen Schwiegersohn Ludwig Xv. abzutreten und
mit Frankreich zu vereinigen sei. Dafür sollte der lothringische Herzog
Franz Stephan das Großherzogtum Toskana erhalten.
Die Nachricht von diesen Plänen erregte in ganz Lothringen Be-
stürzung. Die Mutter des Herzogs, der damals in Wien am kaiserlichen
Hofe weilte, schickte sofort einen Boten an ihren Sohn, um ihm und
dem Kaiser von der Annahme dieses Vorschlags abzuraten. Der Kaiser
jedoch, der seine Tochter Maria Theresia dem lothringischen Herzog
vermählen wollte, ließ ihre Bitten unbeachtet. Die Hochzeit des Herzogs
mit der Kaisertochter wurde gefeiert. Im ganzen Lande begingen die
Lothringer, die an den Lündertausch noch immer nicht glauben konnten,
den Hochzeitstag aufs feierlichste und wollten dadurch ihre Treue und
Anhänglichkeit offen zeigen. In Ranzig veranstaltete man große Festlich-
keiten. Selbst in den kleinsten Orten wurde der Tag gefeiert. Umsonst.
Im Jahre 1736 unterschrieb Herzog Franz Stephan den Vertrag, durch
den das Land an Stanislaus und den französischen König übergeben
wurde.
Als die Herzogin das Land verließ, wurde sie auf ihrem ganzen
Wege von den Tränen des Volkes begleitet. So dicht hatte es sich an
den Straßen aufgestellt, daß der Wagen fünf Stunden brauchte, um eine
einzige zurückzulegen. Manche lothringische Edelleute verließen das Land,
um sich anderwärts anzusiedeln. Ein Teil folgte dem Herzoge nach Öster-
reich, ein anderer Teil wollte von ihm nichts wissen, da er sein Heimat-
land verschachert habe. Der Herzog Franz Stephan mied fortan sein
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden]]
Extrahierte Personennamen: Straßburg Ludwig_Xiv Ludwig Stanislaus
Leszinsky_König_von_Polen Ludwig_Xv. Stanislaus_Leszinsky Stanislaus_Leszinsky Ludwig_Xv. Franz_Stephan Franz Maria_Theresia Maria Theresia Franz_Stephan Franz Stanislaus Franz_Stephan Franz
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Lothringen Sachsen Lothringen Frankreich Großherzogtum_Toskana Lothringen Wien Öster-